Macht ein Teleprompter prompt telegen?

Jein! Natürlich ist es eine große Hilfe, wenn Sie beim Reden die Rede von einer Glasscheibe ablesen, hinter der sich die Kamera befindet, die Sie beim Lesen filmt. Das aber ist auch genau das Problem. Sie werden beim Lesen gefilmt – nicht beim Erzählen. Und das sieht und hört man nun mal, zumindest, wenn Sie ungeübt im Umgang mit dem Teleprompter sind. Sich hinstellen, ablesen, fertig – damit ist es nicht getan. Damit Ihr Auftritt wirklich authentisch und professionell wirkt, gibt es einiges zu beachten.

Wie funktioniert ein Teleprompter?

„Der Prompter, auch Teleprompter (englisch für „Souffleuse“; von lat. promptus „entschlossen, bereit“), manchmal auch Autocue (Markenname der gleichnamigen englischen Firma), ist ein technisches Hilfsmittel, das vor allem bei Fernsehproduktionen, seltener bei Filmproduktionen sowie Vorträgen und Reden verwendet wird, um beim Zuschauer den Eindruck von Blickkontakt und freiem Sprechen zu erwecken. Im Fernsehstudio wird unter das Kameraobjektiv ein Monitor montiert, der den Text anzeigt. Wegen des Spiegels muss dieses Teleprompterbild elektronisch „auf den Kopf gestellt“ werden. Über einen Einwegspiegel vor dem Objektiv kann der Moderator davon ablesen, ohne den Blick von der Kamera zu nehmen.“ (Quelle: Wikipedia).

Meine Erfahrungen als Moderatorin im WDR Studio Dortmund

Im Dortmunder WDR Fernsehstudio habe ich als Moderatorin der WDR Lokalzeit die Texte in der Regel auch vom Teleprompter abgelesen. Dabei war für mich eine Person im Studio besonders wichtig: Die- oder derjenige, der den Text für mich in der Geschwindigkeit über die Glasscheibe „laufen“ lässt, in der ich spreche. Denn das ist der Trick: eine zweite Person sieht den Sprechertext auf einem Computermonitor und dreht dabei buchstäblich für Sie „am Rad“! Der Prompter-Bediener steuert mit dem Rädchen die Geschwindigkeit, mit der der Sprechertext über die Glasscheibe läuft. Wenn der Bediener den Text zu schnell steuert, kommen Sie beim Lesen nicht mit und die Schrift ist schneller verschwunden als Sie gucken können. Steuert der Bediener zu langsam, dann stocken Sie beim Sprechen, weil Sie auf die nächste Textzeile warten müssen. Darum sollten Redner und Bediener vor dem Auftritt zusammen üben.

Beim Prompter-Lesen sind Tempo und Schriftgröße entscheidend

Neben dem richtigen Tempo ist auch die richtige Schriftgröße sehr wichtig. Wenn die Schrift zu klein ist, können Sie sie nicht lesen und kneifen eventuell die Augen zusammen, weil Sie sich beim Lesen so konzentrieren müssen. Außerdem sieht der Zuschauer ganz deutlich, wenn Sie die Zeilen mit den Augen „abscannen“, weil sich dann Ihre Pupillen von links nach rechts bewegen. Ist die Schrift hingegen zu groß, können Sie den Text ebenfalls kaum flüssig vortragen, weil Sie immer auf die nächste Zeile warten müssen und nur Wort für Wort vorlesen.

Was die größte Gefahr beim Einsatz eines Teleprompters ist

Das ist die größte Gefahr beim Einsatz eines Teleprompters: Wenn Sie sich zu sehr aufs Lesen konzentrieren, denken Sie nicht mehr über das nach, was Sie sagen. Sie betonen die Worte automatisch viel weniger oder auch falsch – auch weil viele Redner ihre Hände beim Sprechen nicht mehr einsetzen und stattdessen stocksteif vor dem Prompter stehen. Stellen Sie sich am besten eine oder mehrere echte Personen vor, zu denen Sie sprechen. Dann sind Ihre Gestik und Mimik viel lebendiger.

Was tun, wenn der Prompter abstürzt und der Bildschirm schwarz wird?

Der Nachteil eines Teleprompters ist, dass er auch abstürzen kann. Wenn während einer live übertragenen Rede plötzlich der Prompterbildschirm schwarz wird, dann katapultiert das Ihren Adrenalinspiegel ganz schnell in ungeahnte Höhen. Ja, und dann? Dann zeigt sich, ob Sie beim Sprechen wirklich mitgedacht haben oder ob Sie nur den Text abgelesen haben. Denn dann können Sie nicht improvisieren und Ihren Vortrag fortführen. Bei einer Live-Übertragung ist es deshalb sinnvoll, den Prompter-Text in ausgedruckter Form bei sich zu haben, so dass Sie auf Ihre schriftlichen Notizen zurückgreifen können. Allerdings ist es gar nicht so einfach, im Falle eines Falles die entsprechende Textstelle zu finden, um nahtlos weiterzumachen. Daher ist es vorteilhaft, wenn Sie Ihren Text in großer Schrift und auf festen Moderationskarten (bitte keine labberigen Zettel) ausdrucken und seitlich mit Stichwörtern versehen, die Ihnen einen schnellen Überblick und Zugriff ermöglichen. 

Wichtig ist vor allem, dass Sie Ihren Text wirklich gut kennen. Das hilft Ihnen beim Improvisieren. Und lesen Sie vor Ihrem Auftritt den Text unbedingt mehrmals laut vor.  Denn nur dann hören Sie, ob das Geschriebene wirklich gut klingt.

Telepromptertexte: Für’s Sprechen schreiben – gar nicht so einfach

Für’s Sprechen zu schreiben ist nämlich gar nicht so einfach. Was sich gut liest, klingt gesprochen meist viel zu kompliziert. Darum gilt: Kurze einfache Sätze, viele Verben, wenige Substantivierungen verwenden. Dann können Sie beim Lesen vom Teleprompter einzelne Zeilen optisch schnell erfassen und im Kopf zwischenspeichern, Ihre Augen sind in dieser Zeit entspannt und rastern die Zeilen nicht ab und Sie denken beim Lesen wirklich an das, was Sie gerade sagen und an den, zu dem Sie gerade etwas sagen. Dann – und nur dann – wirken Sie authentisch und souverän.

Wann der Prompter mehr schadet als nutzt

Sollten Sie nach mehrmaligem Üben mit dem Prompter feststellen, dass Ihnen dieses Hilfsmittel mehr schadet als nutzt, weil Sie damit zu steif und zu marionettenhaft wirken, dann verzichten Sie besser auf den Teleprompter und sprechen Sie lieber frei. Ein Teleprompter lässt Sie eben nicht immer prompt telegen wirken. Manchmal ist eine Moderationskarte mit Stichwörtern Ihrer Rede einfach das bessere Hilfsmittel!

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